Seit der Veröffentlichung ihrer selbstbetitelten EP im Jahr 2018 haben die Schweden von Gaupa – was auf Englisch „Luchs“ bedeutet – kontinuierlich neue Wege in der Stoner- und Psychedelic-Szene beschritten und dabei ihr ganz eigenes Universum geschaffen, das von bezauberndem lyrischen Surrealismus und bewusstseinserweiternden Klängen geprägt ist.
2020 katapultierte ihr Debütalbum Feberdröm sie mit einer herausragenden Mischung aus Progressive Metal, Doom, Stoner und Folk ins internationale Rampenlicht – getragen von der fesselnden Stimme von Frontfrau Emma Näslund. Nur ein Jahr später fanden sie ihre Label-Heimat bei Nuclear Blast Records.
Nach dem Release von Myriad im Jahr 2022, dessen Track Exoskeleton über eine Million Streams auf Spotify erreichte (die EP Febersvan steht mittlerweile bei über 4 Millionen), spielten Gaupa unzählige unvergessliche Shows auf Festivals wie Sweden Rock, Hellfest, Wacken, Mystic und Desertfest und gingen auf Tour mit Underground-Größen wie Uncle Acid And The Deadbeats, Blood Ceremony und Graveyard.
Jetzt stehen sie an einem Wendepunkt ihrer Reise: Nachdem Co-Gitarrist Daniel Nygren die Band 2024 verließ, um sich auf sein Familienleben zu konzentrieren, mussten Gaupa sich neu sortieren und lernen, die Band ohne eines ihrer Kernmitglieder weiterzuführen. Im Sommer begannen sie mit dem Schreiben ihres ersten neuen Materials seit drei Jahren: ein Mini-Album mit dem Titel FYR, ein Wortspiel mit mehreren Bedeutungen – „Leuchtturm“, „etwas in Brand setzen“ sowie die Zahl „vier“ auf Schwedisch.
Das vier Tracks umfassende Mini-Album ist Gaupas vierte Veröffentlichung und markiert den Start ihres nächsten Kapitels als Quartett. Trotz der verkleinerten Besetzung ist FYR alles andere als zurückhaltend; mit Unterstützung des neuen Mixing-Engineers Karl Daniel Lidén liefert es das bislang härteste Material der Band. „Es ist viel dreckiger als zuvor, der Sound ist richtig aggressiv,“ erklärt Gitarrist David Rosberg. „Unsere bisherigen Veröffentlichungen waren eher sauber und durchsichtig, man konnte alles gut hören, sehr hell. Jetzt ist es deutlich wuchtiger.“
Wie immer ist das Songwriting von Gaupa hypnotisch und detailreich. FYR beginnt mit den fesselnden Klängen von Dudelsäcken auf Lion’s Thorn, dessen verträumte, weite Strophen die Hörer durch eine psychedelische Klanglandschaft führen, bevor harte Stoner-Riffs hereinbrechen und die Sinne zerreißen. Die erste Single Heavy Lord liefert einen der eingängigsten Refrains des Jahres 2025 samt einem überraschend augenzwinkernden Musikvideo, während der dritte Track Ten Of Twelve mit beeindruckender Gitarrenarbeit und monströs wuchtigen Drums glänzt. Das abschließende Elastic Sleep ist ein genreübergreifendes Meisterwerk, bei dem mitreißender Psychedelic Rock in heftige Djent-Metal-Wellen und kosmischen Doom übergeht.
Mit ihren gewohnt verspielten und surrealen Texten erkundet Näslund auf FYR lose das Thema Zeit – „was ist real, was nicht und was ist ein Traum“. Inspiriert wurde sie vor allem von Ursula K. Le Guins Science-Fiction-Roman The Word for World Is Forest, der Themen wie Anti-Kolonialismus und Umweltschutz behandelt. Näslund möchte jedoch, dass die Zuhörer ihre ganz eigene Bedeutung in den poetischen Zeilen finden: „Man muss sich die Texte anschauen und überlegen: Was bedeutet das für mich? Ich möchte, dass die Leute ihre Fantasie und Vorstellungskraft einsetzen.“
Neben der Inspiration aus den Naturkulissen ihrer Heimat Falun greift FYR auch erneut Gaupas Faszination für Tiere auf. Über den Song Ten Of Twelve erklärt Näslund: „Ich trage oft Federn auf der Bühne, und der Hahn ist das zehnte Tier im chinesischen Tierkreis. Früher galt es als Glücksbringer, einen Hahn in die Küche zu lassen. Ich fand es witzig, daraus mal einen Unglücks-Hahn zu machen statt eines Glücksbringers.“
Aufgenommen wurde FYR im Herbst 2024 in der Svenska Grammofonstudion in Göteborg sowie im Estethuset Studio in Falun. Gaupa beschreiben das Werk als ein „Patchwork aus verschiedenen Teilen“, bei dem jedes Mitglied seinen Teil beiträgt. „Das ist das Schöne am Musikmachen: die Zusammenarbeit“, sagt Rosberg.
Auch die Produktion bleibt in der Hand der Band selbst. Später dieses Jahr werden Gaupa ihre Live-Qualitäten erneut unter Beweis stellen – unter anderem als Headliner beim Stoomfest in London sowie bei weiteren Shows in ganz Europa.
Von Liz Scarlett